Wind und Wellen – Bericht von der Wagriener Land-RTF

Eigentlich wollte ich nur meinen Sohn von seinen Großeltern abholen, die mit ihm auf einem Campingplatz in Ostholstein an der Ostseeküste waren. Seit über 30 Jahren bin ich selbst regelmäßig dort und kenne jeden Stein, dachte ich zumindest. Der Zufall wollte es so, dass das Radsport Team Lübeck genau an diesem Wochenende in der Gegend eine RTF veranstaltete. Also habe ich noch das Rennrad eingepackt und war nach zwei schönen Tagen auf dem Campingplatz am Sonntag in Oldenburg am Startplatz der RTF, welche als O-RTF durchgeführt wurde.

Leider kamen mit rund 60 Teilnehmern nicht allzu viele. Ich führte dies auf die fehlende Ausschilderung zurück, wie es auch bei unserer eigenen RTF im Mai der Fall war. Der Veranstalter gab mir dann aber auch noch zu bedenken, dass zum einen das Einzugsgebiet in Ostholstein nicht allzu groß ist und viele Hamburger wohl aufgrund des zu erwartenen Rückreiseverkehrs der Urlauber nicht gekommen sind. Ich hoffe, es hat sich wirtschaftlich dann aber trotzdem gerechnet.

Es wurden insgesamt vier Strecken mit Längen zwischen 62 und 163 Kilometern angeboten. Ich entschied mich für die 120er-Runde. Nach einem kurzen Einrollen zog das Tempo bereits in Oldenburg merklich an und es ging nach Norden Richtung Heiligenhafen. Nach knapp fünf Kilometern sind drei der führenden Fahrer erst einmal an einer Abzweigung vorbei geballert. Das haben sie aber recht schnell bemerkt und hatten uns auch ruckzuck wieder eingeholt und sich wieder vorne platziert. Vor Heiligenhafen ging es Richtung Südosten, wo wir vom recht starken Westwind profitieren konnten. Zum Abschluss der einführenden 27-Kilometer-Schleife ging es dann zum Startpunkt gegen den Wind zurück. Dort erwartete uns dann die erste Verpflegungsstation, wo wir uns aber nicht allzu lange aufhielten.

Danach ging es wieder Richtung Heiligenhafen, dessen Südrand wir nur kurz tangierten und dann am alten Aufklärungsturm in Klaustorf (heute Ostsee Erlebniswelt) vorbei. Nach einer kurzen Abfahrt vor Lütjenbrode ging es Richtung Süden, wo uns nach insgesamt 60 Kilometern am Rosenfelder Strand neben der nächsten Verpflegungsstation auch mein Sohn mit meinen Eltern erwartete, die in der Nähe den Wohnwagen stehen haben. In diesem Teil der Strecke kannte ich mich tatsächlich bestens aus, habe bis dahin aber auch vieles gesehen, was ich noch nicht kannte. Und viele weitere mir unbekannte, sehr schöne Strecken sollten noch folgen.

Verpflegungsstation am Rosenfelder Strand

Nachdem wir Dahme hinter uns gelassen hatten, begann der schwierigste Streckenabschnitt. Die nächsten 40 Kilometer sollte es gefühlt nur noch gegen den Wind gehen. Dabei wurde das Land immer welliger. Wenn ich immer von der Autobahn Richtung Campingplatz gefahren bin, habe ich mir das nie so bewusst gemacht. Die wellige Landschaft sollte mir auch fast bis zum Schluss noch die Körner aus den Beinen ziehen.

In Thomsdorf mussten wir einmal unfreiwillig stoppen, da einer aus unserer Gruppe einen Platten hatte, der aber schnell geflickt war. In der Zwischenzeit zogen einige andere Gruppen an uns vorbei, die wir aber spätestens an der nächsten Verpflegungsstation in Lensahn einholten. Dort teilte sich dann die Gruppe und einige gingen auf die 163-Kilometer-Runde. Zu viert machten wir uns dann auf die letzten 36 Kilometer.

27 Kilometer vor Schluss forderten Wind und Wellen aber ihren Tribut und ich musste die anderen drei Fahrer ziehen lassen. Die wollten zwar freundlicherweise warten, das hätte aber keinen Sinn gemacht, wenn sie bei jedem kleinen Hügel wieder warten müssten. Also fuhr ich ab diesem Zeitpunkt alleine, drosselte das Tempo etwas, um wieder Kraft zu tanken und genoss die schöne Landschaft. Gerade dieser Teil ab kurz vor Testorf war besonders schön, führte er doch über viele kleine Straßen, auf denen so gut wie kein Autoverkehr war. Ich war tatsächlich alleine und habe auch bis zum Ziel keinen anderen RTF-Fahrer mehr gesehen. Nach wenigen Kilometern konnte ich dann aber auch die Geschwindigkeit wieder etwas steigern und die letzten 17 Kilometer hatte ich dann auch endlich wieder den Wind im Rücken als Unterstützung.

Im Ziel gab’s dann eine besonders leckere Bratwurst und ein alkoholfreies Weizen. Bepackt mit einigen Stück Kuchen für meine Familie ging es danach Richtung Campingplatz und abends wieder nach Hause.

Sollte es sich im nächsten Jahr terminlich wieder ergeben, wäre ich auch gerne wieder dabei.

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